2. August 2008, Zürcher Oberländer

Midori als Publikumsmagnet

Weltklassegeigerin Midori zusammen mit den beiden Jungstars Johannes Moser und Jonathan Biss zu Gast bei den Zürcher Kammerkonzerten.


Das Markenzeichen der Zürcher Kammerkonzerte in der Kirche St. Peter sind illustre Künstlernamen und exquisite Raritäten im Konzertprogramm. Im diesjährigen Eröffnungskonzert war es die Geigerin Midori, die wie ein Magnet wirkte und den Veranstalterinnen einen Besucherrekord bescherte.

Die zierliche Ausnahmemusikerin mit dem grossen Geigenton muss einem Klassikpublikum kaum vorgestellt werden. Aber auch ihre beiden jungen Triopartner, der Cellist Johannes Moser und der Pianist Jonathan Biss, steigen auf ihrer internationalen Karriereleiter unaufhaltsam empor.

Fein abgestimmte Symbiose

Wenn sich drei Solisten zu einem Trio vereinen, werden sie zwar selten eine Homogenität erreichen, wie dies feste Trios im Idealfall vorweisen. Die individuelle Annäherung kann aber durchaus einen besonderen Reiz ins Spiel bringen. Mit dem F-Dur-Klaviertrio von Robert Schumann das Konzert zu eröffnen, erwies sich als kluge Entscheidung. Die beiden Streichinstrumente fanden gleich zu Beginn eine fein abgestimmte Symbiose, wogegen das Klavier den gemeinsamen Atem noch suchen musste. Geige und Cello wurden zuweilen vom temperamentvollen Klavierspiel Jonathan Biss' förmlich überdeckt. Im lyrischen Satz wusste sich das Klavier vorteilhaft einzubringen und unterstützte die hauchzarten Kantilenen von Midori und Johannes Moser. Eine wohltuende Idylle verströmte das tänzerisch wiegende Scherzo, in dem das Trio den gemeinsamen Ton gefunden hatte.

Faszinierende Klangzaubereien

Dem russisch-amerikanischen Komponisten Leon Kirchner begegnet man nicht allzu häufig in unseren Konzertsälen. Beeinflusst zwar von der Musik seines Lehrers Arnold Schönberg, fand Kirchner seinen eigenen Stil. Einen Stil, dem vordergründig nichts Intellektuelles anhaftet, sondern sich aus dem Gefühl heraus entwickelt. Im ersten Satz des vorgestellten Klaviertrios stehen sphärische Streicherklänge den stark rhythmisch betonten Akkordfolgen des Klaviers gegenüber. Im zweiten Teil ist es das Klavier, das sich Melodielinien sucht, immer wieder in sich hineinhorcht, bis die Streicher es auf den Boden der Wirklichkeit zurückholen. Das Trio Midori/Moser/Biss bot diese Klangzaubereien faszinierend, mit ungeheurer Sorgfalt und eindrücklicher Expressivität dar.

Eine Meisterleistung an ausgefeilter Feinarbeit und Klangschattierungen boten Midori und Johannes Moser im Klaviertrio op. 97 von Ludwig van Beethoven. Wenngleich es Johnathan Biss an klaviertechnischer Brillanz nicht mangelt, mit der atemberaubenden Pianissimokultur der beiden Streicher konnte er nur begrenzt mithalten. Sein Element war das schwungvolle Finale, mit dem das Trio einen glanzvollen Schlusspunkt setzte.


Irène Maier





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