20. Juli 2005, Neue Zürcher Zeitung

Duo-Harmonie

Sharon Kam, Itamar Golan im St. Peter


Sofort ist zu hören, wie gut die Klarinettistin Sharon Kam und der Pianist Itamar Golan als Duo harmonieren; die beiden verschmolzen bei ihrem Abend in der Kirche St. Peter in Zürich klanglich zu einer Einheit, wie man es selten hören kann. In Claude Debussys Première Rapsodie waren Klang und Dynamik der beiden Instrumente so fein aufeinander abgestimmt worden, die Klarinettistin und der Pianist atmeten so genau zusammen, dass gleichsam eine höhere, neue Ganzheit entstand. Zudem verstanden sie es meisterlich, mit den Tücken der Akustik von St. Peter umzugehen. Auch in Robert Schumanns Fantasiestücken op. 73 suchten Kam und Golan das Differenzierte und Kommunikative - liessen mit zahllosen wunderbaren Details aufhorchen, verloren aber nie das Gespür für die grossen Zusammenhänge. Und mit welchem Charme, welcher Virtuosität und Risikobereitschaft, welchem auch hintergründigen Ausdruck vermochten sie Francis Poulencs Sonate pour Clarinette et Piano zu interpretieren: ein Ereignis.

Schade, dass im Verlauf des Abends die Stimmung des Konzertflügels in exponierten Bereichen mehr und mehr einbrach. Darunter litt die Sonate für Klarinette und Klavier f-Moll op. 120/1 von Johannes Brahms empfindlich. Golan versuchte, klanglich das Beste aus dem angeschlagenen Instrument herauszuholen, und Sharon Kam stattete das Werk mit einem vielfarbigen Espressivo aus, so dass man manches wie neu hören konnte. Ein grosser Abend also, dieses zweite Konzert der vierteiligen neuen Sommer- Reihe "Zürcher Kammerkonzerte", die uns mit intelligenten Konzertprogrammen und grossen Interpretinnen und Interpreten überrascht. Am kommenden Freitag (22. 7.) treten die Pianistin Elisabeth Leonskaja und die Sprecherin Corinna Kirchhoff auf. Es erklingen Klavierwerke von Robert Schumann, und es werden Ausschnitte aus Briefen von Robert und Clara Schumann gelesen. Im letzten Konzert am 5. August spielt der Geiger Ilya Gringolts die sechs Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach.


Alfred Zimmerlin



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Duo in Harmony

Sharon Kam, Itamar Golan in St. Peter


One immediately hears how well Sharon Kam and Itamar Golan harmonise as a duo. At their concert in Zürich's St. Peter church, the two of them created a rarely heard sphere of unity. In Claude Debussy's Première Rapsodie, sound and dynamics of the two instruments were so finely aligned, clarinettist and pianist so precisely breathed together, that is was as if a novel entity on a higher level was formed. In addition, the musicians masterly coped with the acoustic challenges of the venue. In Schumann's Fantasy Pieces op. 73 Kam and Golan searched for the elements of differentiation and communication - and despite working out innumerable wonderful details, they always sensed the pieces' structural coherences. And with what charm, virtuosity and love of risk, with what profound expression too they interpreted Francis Poulenc's Sonata for Clarinet and Piano: a rare event.

Regrettably the piano's tuning in the exposed regions suffered in the course of the evening, which caused some problems to Brahms' Sonata for Clarinet and Piano in f minor op. 120/1. Golan got the best out of the affected instrument, and Sharon Kam provided the work with a colourful Espressivo, so that many phrases seemed to be created in a new, unheard of manner. A big evening, this second concert of the four-part new summer concert series "Zürcher Kammerkonzerte" which surprises us with intelligent programmes and great interpreters. On coming Friday (22.7.), pianist Elisabeth Leonskaja and actress Corinna Kirchhoff perform piano works of Robert Schumann and read text exerpts from Robert and Clara Schumann. The last concert on 5. August will feature violinist Ilya Gringolts with Bach's six sonatas and partitas.

Alfred Zimmerlin



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