7. Juli 2007, Neue Zürcher Zeitung

Für die linke Hand

Zürcher Kammerkonzerte


Die Zürcher Kammerkonzerte in der Kirche St. Peter stehen mittlerweile in ihrem dritten Sommer. Erneut präsentieren sie eine reiche Programmpalette und interessante Künstler. Den jungen Lausanner Pianisten Antoine Rebstein beispielsweise, der am zweiten Abend des Zyklus Klavierwerke für die linke Hand zur Aufführung brachte. Ein gelegentlich skurriles, aber zumeist sehr hörenswertes Genre, das - oftmals aus der Not geboren - Pianisten mit einer handicapierten rechten Hand ein zwar schmales, aber höchst dankbares Repertoire bietet. Skrjabins schwärmerische "Prélude et Nocturne" war da zu hören. Und Brahms' Transkription der Bachschen d-Moll-Chaconne, deren Kontrast aus formaler Strenge und emphatischem Ausdruck Rebstein in eine wunderbar spannungsvolle Balance brachte.

Eine lustvolle Entdeckung war auch in Erich Wolfgang Korngolds 1930 komponierter Suite zu machen, die Rebstein mit Mitgliedern des formidablen Aviv String Quartet zusammenführte. Grossartig, mit welcher Intensität und Genauigkeit die drei Streicherstimmen mit der bald ausdrucksvoll kantilenenhaften, bald feurig temperamentvollen, bald virtuos sich gebärdenden Klavierstimme zusammenfanden. Ein avanciertes und doch sehr unterhaltendes Stück. Seine wahre Klasse hatte das israelische Streicherensemble indes zuvor gezeigt, in dem den Opfern des Faschismus gewidmeten c-Moll-Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch. Eine Realisation von atmosphärischer Dichte und gedanklicher Stringenz, die den Schmerz spürbar machte und gleichwohl dem Versöhnlichen zugeneigt war.

Bis zum 27. August werden vier weitere Programme zu hören sein. Zwei Beethoven-Klavierabende mit dem Franzosen François-Frédéric Guy (19./20. 7.) machen den Anfang. Die Duo-Abende mit Alena Baeva (Violine) und Gyuzal Karieva (Klavier) am 17. August und den Gebrüdern Capuçon am 24. August sind der Kammermusik des 20. Jahrhunderts gewidmet. Der Abschlussabend wird der englischen Sopranistin Emma Kirkby und Lautenliedern der Renaissance gehören.


Christoph Ballmer

Zürich, Kirche St. Peter, 9. Juli.

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