"Intime, comme en parlant" - innig, gleichsam sprechend - lautet die
Überschrift des Komponisten zum Stück "Les mots sont allés...". Wo Worte
gegangen sind, bleibt nicht notwendigerweise Schweigen zurück. Das
Aufleuchten der Stille verwandelt den Raum zwischen zwei Individuen -
soeben noch einander gegenüberstehend, jeder durch seine eigenen
Sprachmauern abgeschirmt und vereinzelt - in eine gemeinsame Sphäre.
Still sein und Reden sind womöglich nur unterschiedliche Weisen, sich
mitzuteilen (wobei Missverständnisse sich eher im zweiten Fall
ereignen); was unausgesprochen bleibt, schwebt gleichwohl im Raum,
vielleicht gar mit grösserer Präsenz als manches hingesagte Wort.
Gerade die Musik kann ohne die Stille nicht existieren; aus ihr
schöpft die Melodie ihren Atem, durch sie findet der Rhythmus zu
seinem Herzschlag, in ihr erkennt der Klang die Umrisse seiner Gestalt
- vor allem aber schenkt sie dem Gedanken jenen Resonanzraum, der ihm
ermöglicht, sich zum Ausdruck zu formen.
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Suiten für Violoncello Nr. II und Nr. III
Luciano Berio (1925-2003)
Les mots sont allés... (1978)
Bernd Alois Zimmermann (1918-1970)
Sonate für Violoncello (1960)
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